Wie die Berge in die Schweiz kamen

Sicher habt Ihr Euch gefragt, was denn eine Geschichte von Franz Hohler hier auf meiner Seite zu suchen hat. Oder Ihr habt Euch vielleicht sogar gefragt, wer denn dieser Franz Hohler sei. Nun, hierzu mal soviel: Franz Hohler ist ein Schweizer Kabarettist, der auch Geschichten für Kinder und Erwachsene sowie Romane geschrieben hat. Und unten stehende Geschichte passt einfach wunderbar zu meiner Familiengeschichte. Aber lest selber, Ihr werdet schon sehen!

Zuerst das Original in Holländisch (keine Ahnung, ob es wirklich holländisch ist, Franz Hohler ist ein guter "Sprachnacherfinder". Das heisst, er kann eine Geschichte erzählen, bei der die meisten Wörter erfunden und einer fremden Sprache nachempfunden sind, trotzdem versteht man, was er erzählt). Unten könnt Ihr die deutsche Übersetzung lesen.

 

Hoe de bergen in Zwitserland kwamen

Vroeger was Zwitserland een van de vIagste lande van de wereld. Wel was het heele land vol med sesselbanen en skilifte, maar ze gingen allemaal recht door. De bergstations waren niet hooger als de dalstations, en als die mensen uitstapten, wisten ze niet recht wat ze moesten doen. "Je ziet niet meer", zejden ze en gingen raatloos weer terug.

Skien en sleen verzorgten zij verweg in de kelder. "Wat wij vermissen", zejden ze tot elkaar, "zijn de bergen."

HollandOp een keer wandelte een knappe Zwitser naar Holland. Matter heet hij, Benedikt Matter.
Wat hij daar zag, verbaaste hem. Dat heele land was vol von berge, maar daar waren noch skien noch sleen, niet toe spreken van sesselbanen of skilifte. In de winter klommen de Hollanders op de versneeuwde toppen en faarden med onze kloempen naar beneden. Maar na een keer haden ze genoeg. De kloempen volden zich snel med sneeuw, en ze kreegen natten voeten. "Het is so moeilijk", zejden de Hollanders tot elkaar, "wat wij vermissen, is het platten land."

Benedikt Matter spitsde zijn oren.
"Wat willen jullie dan med dat platten land doen?" fragde hij de Hollanders.
"Tulpen planten!" riepen ze meteen, "da moeten we niet zo veel voor doen."
"Dan hebben we geluk", zejde Benedikt Matter, "in Zwitserland hebben we niets als tulpen. We weten niet, waarheen daarmee." Zo beslooten de Hollanders, hun bergen med de Zwitsers tegen tulpen te ruilen.

De Zwitsers begonnen nu, all hun tulpenbollen in kisten te verpakken en naar Holland te sturen. Med de berge was het een beetje moeilijker.

Da herinnerde zich Benedikt Matter aan dat oude spreekwoordt "Het geloof verplaatst bergen".
"We moeten deraan geloofen", heeft hij gesegd, "dan gebeurt het ook."

Da gingen alle Zwitsers en Hollanders een daag lang naar de kerk en geloofden heel sterk eraan, dat de berge van Holland in Zwitserland kwamen, en kijk maar aan, in Holland knakde en knarste en krakte het, een berg naa de ander woorde uit de aarden gerukt, vloog naar Zwitserland en bleef daar.

Endlijk gingen de Zwitserse bergbaane en skilifte naar boven,je had boven een mooie uitzieht over andere berge en je kun med de skien naar beneden varen, en nu kwamen de mensen van overaal, om hier hun vakantie door te brengen.

De Hollanders moesten zich niet meer med de bergen afgeven, want nu was bij hun alles plat gewoorde, en ze planten overaal tulpen en verkochten ze in de heele wereld.

Zo waren ze beide tevreden, de Hollanders en de Zwitsers, en omdat de man, die op deze idee gekomen is, Bencdikt Matter heete, heeft me de mooiste berg naar hem "MATTERHORN" genoemd.

 

Wie die Berge in die Schweiz kamen

Früher war die Schweiz eines der flachsten Länder der Welt. Zwar war das ganze Land voller Sesselbahnen und Skilifte, aber sie führten alle geradeaus. Die Bergstationen waren nicht hÖher als die Talstationen, und wenn die Leute ausstiegen, wussten sie nicht recht, was tun.

"Man sieht hier auch nicht weiter", sagten sie und fuhren ratlos wieder zurück. Skis und Schlitten versorgten sie zuhinterst in ihren Kellern.
"Was uns fehlt", sagten sie zueinander, "sind die Berge."

MatterhornEinmal nun wanderte ein kluger Schweizer nach Holland. Matter hieß er, Benedikt Matter.
Was er dort sah, erstaunte ihn. Das ganze Land war voller Berge, aber es gab weder Skis noch Schlitten und schon gar nicht Sesselbahnen oder Skilifte. Im Winter stiegen die Holländer zu Fuß auf die verschneiten Gipfel und fuhren in ihren Holzpantoffeln wieder hinunter. Aber nach einem Mal hatten sie genug. Die Pantoffeln füllten sich rasch mit Schnee und sie bekamen nasse Füße. "Es ist so mühsam", sagten die Holländer zueinander. "Was uns hier fehlt, ist flaches Land."

Benedikt Matter horchte auf. "Was würdet ihr denn mit dem flachen Land tun?", fragte er die Holländer.
"Tulpen pflanzen!", riefen sie sofort, "das gibt nicht viel zu tun!"
"Das trifft sich gut", sagte Benedikt Matter, "in der Schweiz gibt es fast nur Tulpen. Wir wissen kaum, wohin damit."

Da beschlossen die Holländer, ihre Berge mit den Schweizern gegen Tulpen zu tauschen.
Die Schweizer begannen nun alle ihre Tulpenzwiebeln in Kisten zu verpacken und nach Holland zu schicken.
Mit den Bergen war es etwas schwieriger.

Da erinnerte sich Benedikt Matter an das alte Sprichwort "Der Glaube versetzt Berge".
"Wir müssen es nur glauben", sagte er, "dann passiert es auch."

Nun gingen alle Schweizer und Holländer einen Tag lang in die Kirche und glaubten ganz fest, dass die Berge von Holland in die Schweiz kämen, und siehe da, in Holland knirschte und krachte es, ein Berg nach dem andern riss sich vom Boden los, flog in die Schweiz und ließ sich dort nieder. Endlich führten die Schweizer Bergbahnen und Skilifte in die Höhe, man hatte oben eine wunderbare Aussicht auf andere Berge und konnte mit den Skis hinunterfahren und jetzt kamen die Leute von weit her, um hier Ferien zu machen.

Die Holländer aber brauchten sich nicht mehr mit den Bergen abzumühen, denn nun war bei ihnen alles flach geworden, und sie pflanzten überall Tulpen und verkauften sie in die ganze Welt. So waren sie beide zufrieden, die Holländer und die Schweizer, und weil der Mann, dem das alles in den Sinn gekommen war, Benedikt Matter hieß, nannte man den schönsten Berg in der Schweiz zu seinen Ehren das MATTERHORN.

 

Quellenangabe und Copyright:
Holländischer Text: Erschienen in Franz Hohler; Die Karawane am Boden des Milchkrugs, Groteske Geschichten; Sammlung Luchterhand; ISBN 3-630-62068-X
Deutscher Text: Erschienen in Franz Hohler/Nikolaus Heidelbach; Der Riese und die Erdbeerkonfitüre; dtv - Reihe Hanser; ISBN 3-423-62021-8
Copyright © 2006 by ProLitteris, CH-8033 Zürich
Publiziert mit freundlicher Genehmigung des Autors

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