Der Hase verwandelte das Essen in Steine

In der alten Zeit waren die Tiere auch Menschen. Sie sprachen genau so, wie wir sprechen, alle die verschiedenen Tierarten. Und die Steine waren ihr Essen. Unsere alten Leute haben uns erzählt: Hier die braunen Steine, die zwischen den weissen Steinen liegen, die waren bratendes Fleisch von den Menschen der alten Zeit. Aber eines Tages kam der Hase zu ihnen und sagte: "Das Essen soll zu Stein werden, und ihr Menschen sollt Tiere sein!» Und so geschah es. Darum haben wir heute kein Fleisch mehr, aber so viele Steine.

Damals war das auch so: Wenn jemand einen Menschen aus deiner Familie tötete, dann brauchtest du nur das Herz des Menschen herauszunehmen und in eine Kalebasse zu legen. Dann musstest du Milch in die Kalebasse schütten und die Kalebasse in das Haus stellen. Am dritten Tag brach die Kalebasse entzwei, und der Mensch kam wieder hervor, genauso wie er vorher gewesen war. Dann streute man Buchu auf ihn, damit er nicht schlecht roch, und gab ihm schöne Kleider zum Anziehen. Der Mensch war dann wieder ganz gesund. Aber heute kann man das nicht mehr machen. Heute bleibt der Tote tot.

Und daran ist der Hase schuld. Seitdem er das Essen verdorben hat, kann man auch keinen Getöteten wieder lebendig machen. Der Hase lief und fragte den Mond: "Warum sterben wir nicht?" Da sagte der Mond zu ihm: "Du sollst nicht sterben, aber du sollst ein Tier werden und da dicht am Erdboden laufen. Du hast das Essen verdorben. Du hast den Menschen das Essen weggenommen. Dafür sollst du nun selbst gegessen werden. Du hast die ganze Welt verdorben. Lauf nun selbst dicht am Erdboden und sei das Essen der armen Leute!"

Quelle: Märchen aus Namibia, rororo-Verlag (Reihe Diederichs Märchen der Weltliteratur)

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